Wohin mit dem Eisenschlamm aus dem Bergbau?
GRÜNE LIGA und Aktionsbündnis Klare Spree fordern Gutachten und Öffentlichkeitsbeteiligung
Cottbus – Der Umweltverband GRÜNE LIGA und das Aktionsbündnis Klare Spree fordern ein Gutachten zum langfristigen Verbleib des Eisenhydroxidschlamms aus dem Lausitzer Braunkohlenbergbau. Das machen sie in einem Brief an die Bergbauunternehmen LMBV und Vattenfall sowie an die Bergbehörden in Sachsen und Brandenburg deutlich.
“Tatsächlich weiß man noch zu wenig darüber, wie sich der Schlamm langfristig verhält, wenn er in Tagebauseen versenkt wird. Dort kommt es teilweise erst nach Jahrzehnten zu einer Wiederversauerung, und möglicherweise zur Rücklösung des Eisens und der an es gebundenen Schadstoffe – bis hin zur Bildung giftiger Stoffe. Als Alternative zur Versenkung in Seen sollte der Bau einer Deponie und die Ablagerung auf Tagebaukippen gründlich geprüft werden. Die Ergebnisse müssen rechtzeitig mit der Öffentlichkeit diskutiert werden.” sagt René Schuster von der GRÜNEN LIGA.
Derzeit wird der Schlamm zudem oft kilometerweit in künstlichen Kanälen oder ehemals lebendigen Bächen durch die Landschaft geleitet und setzt sich in den toten Gewässern ab, bis er endlich einer Reinigungsanlage zugeführt wird – diese Praxis muss ein Ende haben.
Aufgrund von Bürgerprotesten hat die LMBV vor wenigen Wochen eine langfristige Versenkung von hunderttausenden Tonnen Eisenschlamm im Altdöberner See aufgegeben. Wo der Schlamm verbleiben soll, ist weiterhin ungeklärt.
Den Brief von GRÜNE LIGA und Aktionsbündnis (PDF) erhielten die für Bergbausanierung zuständigen Bundesministerien, die Fachausschüsse des brandenburgischen und sächsischen Landtages sowie der tschechische EPH-Konzern zur Kenntnis.
Brief von GRÜNE LIGA und Aktionsbündnis
Studie zur Aufklärung der Untersuchungsdefizite bei der Langfriststabilität von Eisenhydroxidschlamm im aktiven und Sanierungsbergbau Braunkohle; Konzepterstellung zum langfristigen Umgang mit diesen Stoffen
Sehr geehrter Herr Geschäftsführer Klaus Zschiedrich,
sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender Dr. Hartmuth Zeiß,
sehr geehrte Damen und Herren,
der Verbleib von bergbaubedingtem Eisenhydroxidschlamm ist ein in der Lausitz engagiert und öffentlich diskutiertes Thema, wie nicht nur die Bürgerinitiative zum Altdöberner See und ihr Erfolg gezeigt hat. Eine dauerhafte und nachhaltige Lösung muss auf bestmöglicher wissenschaftlicher Grundlage gefunden werden.
Wir halten es deshalb für notwendig, dass die LMBV und Vattenfall Europe Mining (bzw. dessen Rechtsnachfolger) in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen
- die bereits bekannten Untersuchungsdefizite betreffend das chemische Langzeitverhalten der EHS, aerobes und anaerobes Abbauverhalten, Desorption und Lösung von Schadstoffen aus den EHS im Rahmen einer an unabhängige Gutachter vergebenen Studie beantworten,
- dazu limnologische Detailbetrachtungen der aufnehmenden Bergbaufolgeseen insbesondere mit langfristigen Betrachtungen bis nach Eintreten der Wiederversauerung (also bis weit nach dem Jahr 2100),
- naturschutzfachliche Bewertungen der Auswirkungen auf Flora und Fauna, sowie
- Untersuchungen im Rahmen der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie durchführen.
Die Entsorgungswege für das EHS – Einleitung in Bergbaufolgeseen, Bau einer Monodeponie, ggf. Ablagerung in oder auf der Kippe – sollten diskutiert und die Ergebnisse anschließend der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Anschließend erstellte und darauf aufbauende Konzepte im Bereich der LMBV – und dringend auch im aktiven Bergbau – sind einer behördlichen Prüfung zu unterziehen und es ist eine Behördenbeteiligung sowie eine Beteiligung der Öffentlichkeit durchzuführen.
Nach wie vor steht ebenfalls die Erstellung eines einheitlichen hydraulischen und geochemischen Grundwassermodells mit Betrachtung der stofflichen und mengenmäßigen Auswirkungen auch auf das Oberflächenwasser aus. Eine solche zusammenfassende Darstellung insbesondere der zu erwartenden Stoffströme und Zeiträume in denen mit dem Austrag der Produkte der bergbaubedingten Pyritoxidation gerechnet werden muss, fehlt. Die bislang vorliegenden Modelle sind lediglich Stückwerk.
Wir bitten Sie freundlich um Darstellung der bislang unternommenen und beabsichtigten Schritte.
Weiterhin bitten wir Sie um Darstellung der in Ihrem Verantwortungsbereich anfallenden Eisenhydroxidschlamm-Mengen und Zeiträume sowie der aktuellen Verwertungs- und Entsorgungswege.
Quelle: Umweltgruppe Cottbus e.V.