Sanierung Stadthalle Görlitz

Stadthalle Görlitz

Sanierung der Görlitzer Stadthalle Schritt für Schritt im Einklang mit Fördergeldern

Die Belebung des Bau- und Kulturdenkmals Stadthalle Görlitz ist seit vielen Jahren ein wichtiges Ziel der bündnisgrünen Kulturpolitik in Görlitz. In verschiedenen Debattenbeiträgen habe ich mich persönlich immer für die Stadthalle ausgesprochen. Die Sanierung wird schrittweise stattfinden müssen im Einklang mit Fördergeldern, die zusätzlich zu Eigenanteilen eingeworben werden können. Unsere Stadt hat mit dieser Vorgehensweise – siehe ehemalige Synagoge – gute Erfahrungen gesammelt.

Der hohe Aufwand ist nur vertretbar, wenn der Große Saal genutzt werden kann. Nicht nur als “Gehäuse” für die anfangs der Neunziger Jahre mit Millionenaufwand sanierte Sauer-Orgel, sondern als Begegnungs- und Kulturstätte für Ereignisse auch von überlokaler Bedeutung.

Was das Profil und wirtschaftliche Fragen (auch Umwegrentabilitäten) angeht, so ist die wohl aktuellste Ausarbeitung das von der Tetolia GmbH beauftragte Nutzungs- und Betriebskonzept der BEVENUE GmbH vom März 2015. Eine Auseinandersetzung damit fand im politischen Raum bislang meines Wissens leider nicht statt. Ich hatte dem Stadtrat im September 2015 eine kritische und vergleichende Bestandsaufnahme der bisherigen Optionen und Studien vorgeschlagen und erneuere dies jetzt.

Das Tetolia/Bevenue-Konzept empfiehlt u.a. eine Profilierung im “lukrativen Segment der Wirtschafts- und Wissenschaftsveranstaltungen” wobei Görlitz seine verkehrliche Lageungunst durch attraktive Rahmung (Stadtbild, See) mit “Paketangeboten” kompensieren sollte.

Ich zitiere aus dem Konzept (S.29): “Dabei gilt, dass Veranstaltungshäuser, wie eine sanierte Stadthalle Görlitz räumlich und technisch so ausgestaltet sein sollten, dass sie eine möglichst große Bandbreite von Veranstaltungen durchführen und aufnehmen können. (…) Hohe Flexibilität, personalsparende Ausstattung und gut dimensionierte Infrastruktur sind unerlässliche Voraussetzungen für eine gelungene Positionierung am Markt, sie stellen einen wichtigen Aspekt der wirtschaftlichen Effizienz der Betreibung dar.”

Insgesamt ergäbe sich folgendes Profil: Kulturveranstaltungen (Hoch-/Unterhaltungskultur): ca. 39%, Gesellschaftsveranstaltungen (Bankette, Bälle, etc.): ca. 23%, Wirtschafts-/Wissenschafts-veranstaltungen (Firmenevents, Konferenzen, etc.): ca. 31%, Messen/Ausstellungen: ca. 8% (S.33).

Es wird dafür eine bauliche Ergänzung auf dem Gelände der Stadthalle (Richtung Mercure ?) erforderlich sein. Die vor einiger Zeit angebotene Lösung (Anbau an der Ostseite) überzeugte mich gestalterisch nicht. Die wetterfeste und denkmalgerechte Verbindung zwischen Halle und ergänzendem Tagungsteil, (ein Joint Venture vorausgesetzt auch zum Hotel) sollte möglich sein.

Die jährlichen Defizite in vergleichbaren Stadthallen /Städten liegen laut Tetolia zwischen Dreihunderttausend und einer knappen Million EURO. Für Görlitz rechnet die Studie in ihrem Businessplan je nach Variante mit 470 bis 560 Tausend EURO Zuschussbedarf (S.68) – realistisch betrachtet wohl seitens des städtischen Haushaltes.

Wirtschaftlich betrachtet (Umwegrentabilitäten) geht die Studie bei Stadthallenbetrieb von folgenden jährlichen Effekten aus: Kaufkraftzufluss 2,7 Millionen EURO, veranstaltungsbedingtes Steueraufkommen 86 Tsd., 65 Arbeitsplätze werden stadtweit gesichert. Diese Angaben sollten natürlich durch eine kultur- und betriebswirtschaftliche Zweitmeinung geprüft werden.

Mit geeigneten Verfahren (auch mittels Bürgerbeteiligung!) werden wir nicht nur über das Profil der Stadthalle sprechen müssen. Ebenso über eine Dauersubventionierung. Ist uns eine Stadthalle jährlich 10 EURO je Einwohner wert? Müssen wir die Einnahmesituation der Stadt verbessern (Tourismusabgabe?)?

Die Bezuschussung der Stadthalle darf aber nicht zur Gefährdung anderer kultureller und sozialer Einrichtungen (z.B. Museen, Theater, Werk Eins, Familienbüro) führen. Denn damit wäre nichts gewonnen.

Quelle: Prof. Dr. Joachim Schulze, Stadtrat B’90/Grüne Görlitz

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