Oberlausitzer Bienenfachtag 2017
5. Oberlausitzer Bienenfachtag am 25. Februar 2017 in Ebersbach
Seit nun schon 5 Jahren organisiert der LEBENs(T)RÄUME e.V. gemeinsam mit der Sächsischen Imkerschule den Oberlausitzer Bienenfachtag in Ebersbach-Neugersdorf, bei dem sich ImkerInnen aus ganz Deutschland zum Austausch treffen. Der Termin für dieses Jahr ist der 25. Februar 2017 im “Schützenhaus” Ebersbach | Kottmarsdorfer Straße 5 | 02730 Ebersbach-Neugersdorf. Die Veranstaltung beginnt gegen 10:00 Uhr, Einlass ab 9:00 Uhr. Eine kleine Erfolgsgeschichte, wie uns Organisator René Schieback mitteilt: “Angefangen hat alles mit der Idee, Praxiswissen und Wissenschaft zusammenzubringen und diesbezüglich Vorträge zu organisieren. Das kam bei den ImkerInnen gut an und so wuchs die Teilnehmerzahl von anfangs 50 Personen aus dem näheren Umfeld in 2016 schon auf ca. 400 Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Für 2017 gibt es auch schon sehr viele Anmeldungen, darunter auch ca. 40 tschechische ImkerInnen, die eigens einen Dolmetscher samt -anlage mitbringen. Wir freuen uns natürlich sehr, dass so den TeilnehmerInnen ein grenzübergreifender Austausch ermöglicht wird. Denn die Probleme der Imkerschaft sind fast überall gleich: Zu wenig aktiver Nachwuchs, Varroamilbe, Monokulturen und Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft, um nur einige zu nennen. Aus diesem Grund laden wir gezielt ReferentInnen aus Wissenschaft und Praxis ein, die sich mit solchen Themen befassen und uns ihre Erkenntnisse vorstellen. Im letzten Jahr z.B. hatten wir Prof. Giurfa von der Universität in Toulouse/ Frankreich eingeladen, da er speziell an der Wirkung von Neonikotinoiden auf das Bienengehirn forscht. Ein brisantes Thema, da dies nicht nur unsere Honigbienen sondern auch alle anderen Wildbienenarten, Schmetterlinge usw. betrifft, die wiederum die Nahrungsgrundlage für diverse Vögel und Reptilien darstellen. So sind beispielsweise über 30% der in Sachsen heimischen 407 Wildbienenarten vom Aussterben bedroht bzw. schon ausgestorben. Weitere 33% sind gefährdet bzw. stark gefährdet (Quelle: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Sachsen – Rote Liste Wildbienen).
Eine Trendwende ist leider nicht zu erkennen. Unsere Honigbienen fungieren sozusagen als Indikator – erkranken sie aufgrund des Ausbringens von Insektenschutzmitteln, kann man davon ausgehen, dass die Wilbienenpopulationen noch wesentlich stärker betroffen sind. Wir Imker sind da sehr nah am Geschehen – können jedoch oft nicht erkennen, was nun die Probleme ausgelöst hat – dazu braucht es die Wissenschaft. Deshalb freuen wir uns, in diesem Jahr Prof. Dr. Dr. Randolf Menzel von der FU Berlin als Referenten gewonnen zu haben, der als Neurobiologe schon seit 50 Jahren am Bienengehirn forscht. Er hat ein Buch über seine Arbeit geschrieben, “Die Intelligenz der Bienen”, welches er zum Bienenfachtag vorstellen wird. Aber natürlich geht es auch um die praktische Arbeit am Bienenstand. So wird uns Imkermeister Gerhard Moll ausführlich die “Aufzucht von Bienenköniginnen” in seiner Imkerei erklären und Frau Dr. Sara Leonhard von der Uni Würzburg stellt uns ihre Arbeit zum Thema “Propolis und ihre unterschätzte Rolle im Bienenvolk” vor. Wir warten schon gespannt auf neue Erkenntnisse der drei Referenten, die wir an den Bienenstand “mitnehmen” können. Unsere Honigbiene ist das wohl einzige vom Menschen genutzte Tier, welches nicht nur aus der Natur nimmt, sondern in Form von Bestäubung an die Natur zurückgibt. Und das in einem großen Ausmaß. In Zahlen ausgedrückt übersteigt der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubung in Deutschland mit jährlich 2 Mrd. Euro den Wert der Honigproduktion um das 10 bis 15fache (Quelle: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Sachsen – Bienenhaltung in Sachsen).
Wir Imker sollten daher aus unserer “Hobbyecke” herauskommen und sind durchaus berechtigt, selbstbewusst Forderungen zu stellen, die unseren Bienen Gesundheit und ausreichend Futter vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein garantieren – womit wir bei einem weiteren Punkt unseres Bienenfachtages angekommen sind: Ab 14 Uhr findet im Nebenraum der Veranstaltung eine Saatgut- und Pflanzentauschbörse statt. Denn was passt besser zusammen als Bienen und Pflanzen? Hier kann alles getauscht werden, was das Gärtnerherz höher schlagen lässt – professionelle Anbautipps inklusive. Und auch wer nichts zum Tauschen dabei hat, wird nicht leer ausgehen.
Alles in allem kann man sagen, dass der Oberlausitzer Bienenfachtag ein fester Termin im Kalender viele ImkerInnen und Bieneninteressierter geworden ist. Und das ist auch gut und wichtig. Denn wir Imker haben noch viel vor. So liegt der Selbstversorgungsgrad an Honig in Deutschland gerade einmal bei 20-25% (Quelle: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Sachsen – Bienenhaltung in Sachsen). Und das, obwohl die Nachfrage nach lokal erzeugtem Honig sehr hoch ist. Auch andere Bienenprodukte wie Pollen, Perga, Propolis, Gelee Royal oder Bienengift werden nur von sehr wenigen sächsischen Imkern gewonnen. Interessenten müssen daher auf Produkte aus dem Ausland zurückgreifen. Diesbezüglich birgt die Bienenhaltung in Sachsen noch viel Potential.
Aber zurück zum 5. Oberlausitzer Bienenfachtag – da die Plätze begrenzt sind, ist eine vorherige Anmeldung notwendig. Dies kann formlos per Mail oder telefonisch geschehen. Wir, das Team des LEBENs(T)RÄUME e.V. und der Sächsischen Imkerschule freuen uns sehr auf Ihren Besuch.”
Weitere Informationen finden Sie unter: www.saechsische-imkerschule.de
Programm zum Oberlausitzer Bienenfachtag
Imkermeister Gerhard Moll – “Die Aufzucht von Königinnen”
Zucht und Ordnung – so kann man wohl die wichtigsten Attribute einer Imkerei in zwei Worte fassen. Imkermeister Gerhard Moll, der die Arbeit im angepassten Brutraum von Imkermeister Hans Beer übernommen hat und dessen Betriebsweise bis heute weiterführt, stellt uns vor, wie in seiner Imkerei erfolgreich Königinnen angezogen und bis zum Einsatz im Wirtschaftsvolk gepflegt werden. Zahlreiche Methoden werden in der Zucht angewandt – doch worauf genau ist zu achten, um gesunde und vitale Königinnen höchster Qualität zu erzeugen?
Imkermeister Gerhard Moll, Vorsitzender der Härtsfelder Imkerschule, ist ein deutschlandweit anerkannter Experte, der gemeinsam mit Hans Beer seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Er wird als Praktiker mit umfangreichem Wissen zur Königinnenzucht auch intensiv auf Ihre Fragen eingehen.
Dr. Sara Leonhardt – Harz & Propolis und ihre unterschätzte Rolle im Bienenvolk
Obwohl Propolis seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der Volksmedizin spielt, haben ImkerInnen und BienenzüchterInnen, aufgrund dessen störender Klebrigkeit, Völker bevorzugt und selektiert, die wenig(er) Harz sammeln und Propolis produzieren. Zum Vorteil der Bienen? Propolis hält nicht nur verschiedene Krankheitserreger und Parasiten in Schach, die Tiere sammeln v.a. auch gerade dann Harze, wenn sie von Krankheitserregern befallen sind. Könnte die Zucht “Propolis-armer” Kolonien und das häufige Entfernen der klebrigen Masse ein weiterer Faktor für die zunehmende Anfälligkeit unserer Honigbienen sein?
Dieser Frage möchte Frau Dr. Leonhardt gern mit aktuellen Forschungsergebnissen nachgehen und diese im Anschluss mit Ihnen diskutieren.
Prof. Dr. Dr. Randolf Menzel – “Die Intelligenz der Bienen”
Prof. Menzel, der seit über 50 Jahren an und mit den Bienen forscht, wird uns sein Buch, “Die Intelligenz der Bienen”, vorstellen, in dem er die Erkenntnisse seiner Forschungen bündelt und uns darüber hinaus einen Eindruck vermittelt, wie sich speziell die Bienenwissenschaft in den letzten Jahrzehnten veränderte, auf welchem Stand sie derzeit ist und was uns in Zukunft erwartet. Wie und was lernen Bienen? Wie kann man sie trainieren, um wissenschaftliche Fragen zu beantworten und welche Umweltfaktoren beeinflussen die Lernprozesse im Bienengehirn negativ? Herr Menzel ist gerne dazu bereit, unsere Fragen zu beantworten und steht einer anschließenden Diskussion zur Verfügung.
Grenzübergreifend imkern
Zum 5. Oberlausitzer Bienenfachtag hat sich eine Delegation von ca. 40 ImkerInnen aus Tschechien angemeldet, was uns außerordentlich freut. Kommen Sie miteinander ins Gespräch, nutzen Sie die Gelegenheit, imkerliches Fachwissen grenzübergreifend auszutauschen und erfahren Sie, mit welchen Herausforderungen unsere tschechischen ImkerfreundInnen zu tun haben.
Die Teilnahmegebühr beträgt 15,00 € pro Person (Der Verein LEBENs(T)RÄUME e.V. deckt davon die Reisekosten, Honorare und Übernachtungskosten für die Fachexperten sowie den Organisationsaufwand.)
Anmeldung zum Oberlausitzer Bienenfachtag
Anmelden zum 5. Oberlausitzer Bienenfachtag können Sie sich telefonisch unter: 0174 338 96 23 oder formlos per Mail: schieback@saechsische-imkerschule.de
Saatgut- und Pflanzentauschbörse
Parallel zum Bienenfachtag findet im selben Gebäude von 14:00 bis 17:00 Uhr eine Saatgut- und Pflanzentauschbörse statt – die Teilnahme an der Saatgut- & Pflanzentauschbörse ist kostenfrei. Getauscht werden kann alles, was die Vielfalt unserer Gärten vermehrt – ob Saatgut von Kräutern, Wildpflanzen, Gemüse oder Blumen, aber auch Anbau-Erfahrungen, Tipps und Rezepte. Vorbeikommen kann jeder, der sich für die Vielfalt und ihren Erhalt interessiert – auch wenn er (noch) kein eigenes Saatgut mitbringen kann. Verfügbares Saatgut wird gern weitergegeben, zum Kennenlernen, Weitervermehren und Tauschen im Folgejahr!
Quelle: Sächsische Imkerschule und Imkereikontor