Neue Tagebaue in der Lausitz sind überflüssig!
TU Professor hält neuen Tagebau in Welzow-Süd II noch immer für notwendig
Ehemaliger Gutachter der Landesregierung ignoriert energiepolitische Entwicklungen und die internationalen Klimaschutzvereinbarungen
Professor Erdmann von der TU Berlin hat 2013 für das brandenburgische Wirtschaftsministerium errechnet, dass der neue Tagebau Welzow-Süd II energiepolitisch notwendig sei. In einem Interview mit der Lausitzer Rundschau erklärte er nun, dass der Kohleausstieg ‘von selbst’ passiere, wenn keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut werden dürfen.[1] Die neuen Tagebaue Welzow-Süd II und Nochten II in Sachsen hält er jedoch weiterhin für notwendig.
Dazu erklärt Michaela Kruse vom BUND Brandenburg:
“Ein Kohleausstieg durch ein Verbot von Kraftwerksneubauten, wie ihn Professor Erdmann anpreist, würde viel zu spät kommen. Die Klimaschutzziele Brandenburgs und Deutschlands wären damit niemals zu erreichen, geschweige denn die Beschlüsse des Pariser Klimaschutzabkommens. Als Berater der Bundesregierung eine internationale Vereinbarung derart zu ignorieren, ist bereits ein starkes Stück. Aber damit nicht genug: Die energiepolitischen Entwicklungen der letzten Jahre sind an dem ehemaligen Gutachter der brandenburgischen Landesregierung anscheinend völlig vorbeigegangen.”
So hält Professor Erdmann einen neuen Tagebau in Welzow-Süd II noch immer für notwendig und sagt: “Ich würde das Gutachten heute genau so schreiben.”
Folgende Punkte lässt er dabei vollkommen unberücksichtigt:
- Die bereits beschlossene ‘”Sicherheitsbereitschaft”, in welche zwei Blöcke von Jänschwalde (2 x 500 MW) Ende 2018 bzw. 2019 überführt werden, verringert den Bedarf an Kohle im Kraftwerk Jänschwalde um ein Drittel. In seinem Gutachten von 2013 rechnet Professor Erdmann damit, dass zwei Drittel der Kohle aus dem Tagebau Welzow-Süd I zwischen 2012 und 2050 im Kraftwerk Jänschwalde verbrannt werden – insgesamt 232 Mio. Tonnen.[2] Zum Vergleich: Im neuen Tagebau Welzow-Süd II werden 204 Mio. Tonnen Kohle vermutet.
- Im kürzlich beschlossenen Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung ist für den Energiesektor eine Reduktion der Emissionen bis 2030 auf weniger als 183 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente verankert. Ohne die Abschaltung weiterer Braunkohlekraftwerke wird diese Minderung nicht zu erreichen sein.
- Bei einem Verbot von Kohlekraftwerksneubauten, wie ihn Erdmann propagiert, wäre auch der geplante Neubau in Jänschwalde Geschichte. Der Braunkohlebedarf in der Lausitz würde sich weiter verringern.
“Schon 2013 basierten die Berechnungen von Professor Erdmann zur Notwendigkeit von Welzow-Süd II und Nochten II auf extrem unrealistischen Annahmen und gingen von einer Verstromung der Kohle bis 2067 aus – ungeachtet aller Klimaziele. Die zwischenzeitlichen Entwicklungen nehmen diesem Gutachten nun jegliche Ernsthaftigkeit. Wenn die vom BUND eingereichten Klagen gegen die Tagebaupläne behandelt werden, wird man sich die Notwendigkeit der neuen Tagebaue noch einmal ganz genau anschauen müssen – und sicher zu einem anderen Schluss kommen als Professor Erdmann”, so Michaela Kruse.
Quellen
[1] Lausitzer Rundschau vom 29.11.2016 “Der Kohleausstieg findet von ganz alleine statt“
[2] “Kurzgutachten zur energiewirtschaftlichen Planrechtfertigung im Entwurf des Braunkohlenplans Tagebau Welzow-Süd räumlicher Teilabschnitt II” vom 18.02.2013
Quelle: BUND Brandenburg