Mittelalterlicher Ziegelbrennofen in Cottbus entdeckt

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Bei der baubegleitenden archäologischen Untersuchung für das Bauprojekt “Wohnen am Spreeufer. Neubau Wohngebäude Bauteil C” für den Bauherren ALPHA Objektverwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG in der Cottbuser Mühlenstraße wurde durch die Firma ABBU (Archäologische BauBegleitende Untersuchungen R. Methner & L. Ruhnow GbR, Cottbus) ein einmaliger Befund freigelegt. Es handelt sich um einen außerordentlich gut erhaltenen Teil eines mittelalterlichen Ziegelbrennofens aus dem 14./15. Jahrhundert. Ungewöhnlich ist die Lage innerhalb der mittelalterlichen Stadt – wegen der akuten Brandgefahr wurden solche Öfen üblicherweise außerhalb von Siedlungen errichtet.

Ziegelbrennofen aus dem 14./15. Jahrhundert in Cottbuser Mühlenstraße entdeckt

Der aus Stampflehm und ungebrannten Ziegeln errichtete Bau hat einen Feuerungs- und Brennraum von 5 x 3,4 m Ausdehnung. Die Wände sind noch bis zu 1,6 m hoch in originaler Substanz erhalten, ebenso der Boden mit den Lüftungskanälen. Ausbesserungen mit Lehm im Brennraum lassen auf eine mehrmalige Verwendung schließen. Die Beschickung und Belüftung erfolgte über drei zeittypische (gotische) Spitzbogenöffnungen in der Ostwand der Anlage. Davor befand sich der Werkplatz. Nach seiner Stilllegung wurde der oberirdisch aufgesetzte Ofenschacht abgetragen, der Brennraum mit Schutt verfüllt und anschließend das Gelände planiert.

In dem Ofen wurden in einem mehrere Tage andauernden Brennprozess Backsteine (= Ziegel) hergestellt. Allein das Anheizen auf bis zu 1000 /C dauerte eine Woche, danach musste kontinuierlich Tag und Nacht das Holzfeuer in Gang gehalten werden und anschließend der Ofen langsam abkühlen. Erst danach konnte man die Ziegel entnehmen, die im Mittelalter ein kostbares Gut darstellten. Während Lehm, Holz und Feldstein gängige, günstige Baustoffe waren und quasi jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung standen, mussten gebrannte Ziegel aufwändig hergestellt werden und waren deshalb teuer. Sie wurden daher in Cottbus und anderen Städten der Region vorrangig für die Errichtung repräsentativer Bauwerke wie Kirchen, Rathäuser und Befestigungsanlagen verwendet.

Der Standort des Ziegelbrennofens unmittelbar an der mittelalterlichen Stadtmauer lässt einen Zusammenhang vermuten. Der Bau dieser Mauer begann in Cottbus vermutlich im 13. Jahrhundert. 1429 wurde sie bei einem kriegerischen Angriff durch die Hussiten beschädigt. Eine Ausbesserung erfolgte zeitnah – evtl. wurde der entdeckte Ofen zu genau diesem Zweck gebaut und betrieben.

Da das Objekt einem neuen Wohn- und Geschäftshaus weichen muss, ist nun Eile geboten. Die archäologischen Ausgrabungen sind momentan in vollem Gange und dauern noch bis in die 1. Juliwoche an. Erst nach Abschluss aller Geländearbeiten und der Auswertung der Grabungsergebnisse wird es in einigen Monaten neue Erkenntnisse geben.

Quelle: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum

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