Görlitz: Weitere Verhandlungen mit Bombardier gefordert
Die Ergebnisse der Verhandlungen von Gewerkschaft, Betriebsrat und Bombardier-Konzern sichern zwar den Standorterhalt für Görlitz zu – jedoch sollen Arbeitsplätze abgebaut und Hochtechnologie verlagert werden. OB Deinege kritisiert das scharf.
Görlitzer OB Deinege fordert weitere Verhandlungen mit Bombardier
Nach den Verhandlungen der Arbeitnehmervertreter mit dem Bombardier-Konzern steht fest: Der Bombardier-Standort Görlitz bleibt erhalten. Allerdings hat sich der Zughersteller Bombardier mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall auch auf den Abbau von 2.200 Stellen in Deutschland geeinigt. Nur 800 Arbeitsplätze seien in Görlitz nach den Verhandlungen gesichert. “Dieses Ergebnis ist mit Blick auf die Zukunft des Görlitzer Werkes wahrlich kein Anlass zur Freude”, sagt Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos). Denn dieses Konzept beinhalte die Verlagerung der ICX-Zugproduktion ins polnische Wroclaw. “In Görlitz verbleibt ein Restwerk, um andere Aufträge abzuarbeiten – ein echtes Zukunftskonzept sieht anders aus”, so Deinege.
Dass der Konzern genau diese Strategie verfolge, zeige sich bei der Kündigung von Leiharbeitern und dem initiierten Freiwilligenprogramm, um Personal kostengünstig zu reduzieren. Deinege kritisiert, dass diese Auslagerungsstrategie verfolgt wird, obwohl die Auftraggeber des Bombardier-Großauftrags mit der Deutschen Bahn und Siemens deutsche Unternehmen seien. Hier müsste auch Verantwortung für den Standort Görlitz übernommen werden – und Druck auf Bombardier-Transportation ausgeübt werden.
Als Scheinargument bezeichnet Siegfried Deinege die Ankündigung, dass der Standort Görlitz für acht Millionen Euro modernisiert werde – und den Wagenrohbau inklusive der Wagenkästen von Straßenbahnen fertigen soll. “Wir reden hier über Investitionen in Anlagen, die zur Realisierung der bestehenden Aufträge längst überfällig waren. Das ist keine strategische Investition in ein Kompetenzzentrum mit entsprechenden Entwicklungs- und Technologiekapazitäten für Görlitz. Denn gleichzeitig wurden in Polen ca. 40 Millionen Euro eingesetzt, um die Hochtechnologieproduktion im Laserschweißen aufzubauen – und damit die Produktion der ICX-Fahrzeuge vom deutschen Standort Görlitz zu übernehmen”, so Deinege.
Der Görlitzer Oberbürgermeister mahnt Politik, Gewerkschaften und Betriebsräte an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Zurzeit ist Görlitz das einzige Bombardier-Werk, das seit Jahren eine hohe Auslastung aufweist und unter anderem mit der Hochtechnologie des Stahl-Laser-Schweißens die Marktführerschaft innehat. Ohne dieses Knowhow bleibe für Görlitz nur eine ‘verlängerte Werkbank’, die schnell und einfach zu verkaufen wäre. Deinege: “Das ist nicht hinnehmbar. Das bringt in Görlitz hunderte von Mitarbeitern um ihre berufliche Existenz.”
Quelle: PM Stadt Görlitz