20. Spreewälder Gurkentag in Golßen

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Golßen – Am kommenden Sonnabend (11. August) eröffnet Brandenburgs Agrarstaatssekretärin Carolin Schilde in Golßen den 20. Spreewälder Gurkentag. Das Fest im Zeichen von Cucumis sativus wird vom Spreewaldverein e.V. alljährlich am zweiten Augustwochenende begangen. Als Gastgeber wechseln sich Gemeinden im “Wirtschaftsraum Spreewald” ab. Nur in dessen Grenzen gewachsene Gurken dürfen sich Spreewaldgurken nennen. Seitdem 1999 mit Hilfe des Brandenburger Agrarministeriums und des Spreewaldvereins der Markenschutz erreicht werden konnte, ist die Spreewaldgurke – als eines der ersten ostdeutschen Regionalprodukte überhaupt – mit dem Segen der EU eine geografisch geschützte Spezialität.

Staatssekretärin Schilde eröffnet 20. Spreewälder Gurkentag in Golßen

Staatssekretärin Schilde: “Trotz der Herausforderungen durch Wetterextreme wie in diesem Jahr haben die Spreewälder in den vergangenen Jahrzehnten ihren Platz behauptet. Heute sind Spreewälder Gurken und auch Spreewälder Meerrettich weit über Brandenburg hinaus bekannt. Dafür möchte ich Anbauern und Verarbeitern meinen Dank aussprechen: Sie stehen für authentische, regionale und hochwertige Produkte und sorgen als starker Wirtschaftszweig im Spreewald für Arbeit und Einkommen in einer ansonsten ländlich geprägten Region.”

Golßen wird ein Wochenende lang zum Schaufenster für regionale Spezialitäten, traditionelles Handwerk und für kulturelle Vielfalt im Spreewald. An Marktständen verkaufen Unternehmen und Händler Erzeugnisse sowie Köstlichkeiten aus dem Spreewald und darüber hinaus aus ganz Brandenburg. Höhepunkt ist alljährlich die Krönung des Spreewälder Gurkenpaars.

Spreewälder Gurken haben seit dem 16. Jahrhundert einen guten Ruf. Flämische Tuchmacher, die vom Grafen von der Schulenburg nach Lübben geholt wurden, um die Leinwandherstellung qualitativ zu verbessern, brachten aus ihrer Heimat Gurkensamen mit. Schon damals konnten weniger erfolgreiche Tuchmacher mit dem Gurkenanbau und -verkauf ihre Existenz sichern. Um in der gemüsearmen Zeit ausreichend Gurken vorrätig zu haben, mussten sie durch Einsäuern haltbar gemacht werden. Das war zugleich die Geburtsstunde der späteren Konservierungsbetriebe. 1932 konnten erstmals sterilisierte Gurken ins Programm aufgenommen werden und die brachten den Konservenherstellern beträchtlichen Gewinn. 1972 wurden die bis dahin privaten Konservierungsbetriebe zwangsverstaatlicht, wobei einige der ehemaligen Eigentümer als Betriebsleiter eingesetzt wurden. Nach der Wende war es einigen möglich, ihre Familienbetriebe zurückzukaufen. Größtes Unternehmen für Spreewaldprodukte ist die Obst- und Gemüseverarbeitung Spreewaldkonserve Golßen GmbH.

Markenbotschafter der Mark

Dass Spreewaldgurken zu einem der bekanntesten Agrarprodukte aus Brandenburg wurden, ist einem nicht weniger bekannten “Markenbotschafter” zu verdanken. Die seit 1882 große Leserschaft des vierten Teils der “Wanderungen durch die Mark Brandenburg” (“Spreeland”) von Theodor Fontane lenkt den Fokus auf die Spreewald-Spezialität: “Unter diesen Produkten stehen die Gurken obenan”, beginnt das bekannte Zitat: “In einem der Vorjahre wurden seitens eines einzigen Händlers 800 Schock pro Woche verkauft. Das würde nichts sagen in Hamburg oder Liverpool, wo man gewohnt ist, nach Lasten und Tonnen zu rechnen, aber “jede Stelle hat ihre Elle”, was erwogen für diese 800 Schock eine gute Reputation ergibt.”

Ausgangspunkt ist gute Rohware. Kurze Wege tragen dazu bei, Frische und Geschmack zu bewahren. Die dahinter stehenden Gartenbaubetriebe haben es in den vergangenen 20 Jahren geschafft, ihre Effizienz durch Technik zu erhöhen und die Erträge pro Fläche auf das Drei- bis Vierfache zu steigern. Die Ernte erfolgt immer noch vorwiegend von Hand und ist wegen der hohen Zahl der dafür erforderlichen Saisonkräfte einer der Kostenfaktoren in Deutschland.
Und was ist nun das Besondere an der Spreewaldgurke? Die Einen schreiben den Geschmack dem Mikroklima im Spreewald zu. Andere verweisen auf die tradierten Rezepte unter Verwendung von frischen Kräutern und Zwiebeln. Die Zutaten sind längst nicht tabu. Auch die Spreewaldgurke geht mit der Zeit und wird immer wieder in neuen Geschmacksrichtungen angeboten, was ein Ausweis der Kreativität der zirka 20 Verarbeitungsbetriebe ist. Die haben hochwertige Gurkenkonserven Varianten von “süß” über “süß-sauer”, “feurig-würzig” bis “milchsauer-salzig” im Angebot. Die Verarbeitung der Gurken muss im Wirtschaftsraum Spreewald erfolgen, das heißt, die verwendeten Gurken müssen zu 70 Prozent dort erzeugt werden. “Wir sehen die Unterstützung der Unternehmen als richtigen Schritt auf dem Weg an, weiter an Schlagkraft zu gewinnen, mit den nicht immer einfachen klimatischen Bedingungen besser klar zu kommen und letztendlich die Region als Gurkenanbauzentrum weiter zu konsolidieren”, unterstreicht die Staatssekretärin.

Die Verarbeitungskapazität im Spreewald liegt bei rund 40.000 Tonnen Einlege- und Schälgurken. Dafür werden zirka 3.200 Arbeitskräfte in der Anbau- und Verarbeitungszeit pro Saison beschäftigt. Im Gemüseanbau im Land Brandenburg stehen Gurken an zweiter Stelle (Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg).

Quelle: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg

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