16. Verbandstag des Kreisbauernverbandes Elbe-Elster
Gemischte Grundstimmung beim Verbandstag des Kreisbauernverbandes Elbe-Elster in Bad Liebenwerda
Landwirte nach wie vor bereit Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen
“Wir Bauern haben verstanden, Bodenständigkeit und stetige Veränderung gehören zusammen”. Mit diesem Ausspruch begrüßte Dorsten Höhe als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Elbe-Elster im Bürgerhaus Bad Liebenwerda am 15. Februar 2018 rund 200 Mitglieder und Gäste zum 16. Verbandstag. Neben Rückblick und Vorschau beschäftigte sich dieser Verbandstag mit aktuellen Themen. Dorsten Höhne zählte eine ganze Reihe von Dingen auf die sich positiv entwickeln, die manchen Landwirt aber auch bis an den Rand der Existenz drängen. Die Landwirte in Elbe-Elster sind gern bereit, die an sie gestellte Anforderungen und gesellschaftliche Erfordernisse anzunehmen. Doch oft sind sie fachlich und sachlich nicht nachvollziehbar und überfordern mit immenser Bürokratie die Betriebe. Oberstes Ziel bleibt, bei allen Problemen Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen. Für Dorsten Höhe ist das bei den aktuell auf die Bauern einströmenden Themen meist schwierig. “Ideologisch zugespitzt, medial wirksam verkürzt dargestellt und mit “fake news” durchseucht wird jede Woche von den uns einschlägig bekannten Personen eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Das aber auch noch die ganz große Politik den Pfad der Wahrheit und der Sachlichkeit aus wahltaktischen oder anderweitigen, nicht nachvollziehbaren Gründen, immer mehr verlässt, ist nur schwer zu verdauen.” Er und die Landwirte fühlen sich im Stich gelassen. “Die Wertschätzung für unsere erbrachten Leistungen wird uns verwehrt, unsere Berufsehre mit Füßen getreten.” Nicht von der Mehrheit der Bevölkerung, aber gefühlt von der veröffentlichten Meinung. Die Themen sind vielfältig: Glyphosat, Tierwohl, Nitrat im Grundwasser, Pestizide in Nahrungsmitteln, Insektensterben, Vogelsterben. Für die Landwirte ist all das kein Spaß mehr, wird doch auf den Rücken von den Bauern Stimmung gemacht mit dem Ziel, sich selbst zu verwirklichen und vielleicht auch nur ganz einfach Geld zu generieren. Dorsten Höhe: “Die Gesellschaft wird auf gefährliche Weise gespalten, desorientiert und desinformiert. Wir wollen eigentlich nicht jammern. Doch wir müssen darauf aufmerksam machen, das Maß der Belastungen ist nicht nur voll, sondern es läuft kräftig über.” Für ihn hat sich in den letzten Jahren nach der Wende vieles zum schlechteren verändert. Die Bürokratie hat sich gefühlt vervierfacht, die Kosten haben sich verdoppelt, die Erträge sind gesunken, die Angriffe von außen sind aggressiver und unsachlicher geworden, der Preiskampf im Einzelhandel hat sich verschärft, die großen Handelsketten als Partner haben sich zusehends monopolisiert und nicht zuletzt hat sich die Personalsituation dramatisch verschärft.” Das sei kein Jammern, das ist Existenzbedrohung. Dennoch können die Bauern auch stolz auf das sein, was sie bisher erreicht haben. Eine moderne, den Verhältnissen angepasste, naturverträgliche und nachhaltige Landwirtschaft. Und – im Elbe-Elster-Kreis gibt es kein Problem mit Nitrat im Trinkwasser.
Aber, die Geschwindigkeit notwendiger Entscheidungen der Landes- vor allem der Bundespolitik, wird den Anforderungen der Landwirte und der Gesellschaft nicht gerecht. Sowohl die Wolfsverordnung, Düngeverordnung als auch das neue Wassergesetz mit ausgewiesenen Überflutungsflächen sind zu kurz gesprungen. Lobende Worte fand Dorsten Höhne in der Zusammenarbeit mit den kreislichen Entscheidungsträgern. “Ob Landrat, das Amt für Veterinärwesen und Landwirtschaft, das Bau- und Umweltamt, das Amt für Kreisentwicklung und die regionale Wirtschaftsförderung, sie sind ein verlässlicher und sachorientierter Partner.” Er hoffe auf eine positive Fortsetzung dieser wichtigen Zusammenarbeit für das Fortbestehen aller kleinen und größeren Betriebe. Das hörte Landrat Christian Heinrich-Jaschinski gern und versprach erneut: “Die Kreisverwaltung, der Kreistag und ich stehen zu Ihnen.” Denn, man habe den Landwirten außerordentlich viel zu verdanken. Sie sind maßgeblich daran beteiligt, dass wir alle unser tägliches Brot im weiteren Sinne auf dem Tisch haben. Auf die Land- und Forstwirtschaft mit rund 160.000 Hektar Nutzfläche entfallen fast 85 Prozent der Fläche des Landkreises. Für die Wirtschaftsregion Elbe-Elster stellt dieser Wirtschaftszweig damit ein bedeutendes Potenzial dar. Diese Gewissheit ist über viele Jahre gewachsen. Sie ist Ausdruck von Wertschätzung für Wertschöpfung. Weit über 400 Betriebe mit landwirtschaftlicher Produktion gibt es. 2.200 Menschen arbeiten dort. Die Landwirtschaft ist damit der größte Arbeitgeber in der Region. Das Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft Elbe-Elster bietet derzeit rund 70 Lehrlingen in 34 Betrieben eine Ausbildung an. Für Landrat Christian Heinrich-Jaschinski stand auch auf dieser Verbandstagung fest: “Die Leistungen unserer Landwirte sind beachtlich, verdienen Anerkennung und großen Respekt. Der ländliche Raum ist unsere Heimat und ohne landwirtschaftliche Betriebe, ohne landwirtschaftliche Wertschöpfung schlechterdings nicht vorstellbar.” Für ihn steht aber auch fest, dass es keine ehrliche Diskussion wäre, auf der einen Seite zu sagen, regionale Lebensmittel haben zu wollen, und auf der anderen Seite überall da, wo sie produziert werden, Fragezeichen anzubringen. “So kann man nicht miteinander zusammenleben.” Er findet deshalb die Strategie, dass diese Herausforderung gemeinsam angenommen wird, absolut richtig.
Quelle: Landkreis Elbe-Elster